CeBIT 2017 – d!conomy Healthcare: Digitale Aufbruchstimmung im Gesundheitswesen?

Thu, 2017 / 03 / 30
Tradition trifft Technik: Was in Japan, dem Partnerland der diesjährigen CeBIT, in keinerlei Widerspruch zueinander steht, wird zumindest in Teilen des (deutschen) Gesundheitswesens noch immer als klassisches Oxymoron gesehen. Inwieweit sich technischer Fortschritt und Gesundheitsversorgung vor dem Hintergrund einer unausweichlich bevorstehenden digitalen Transformation dennoch vereinbaren lassen, diskutierten internationale Experten vergangene Woche im Rahmen des Digital Summit „d!conomy Healthcare“ der CeBIT 2017. Die von der SKC Unternehmensberatung mbH (www.skc-beratung.de) federführend organisierte und von Univ.-Prof. Matthias P. Schönermark moderierte Veranstaltung war Teil der mittlerweile etablierten Veranstaltungsreihe CeBIT Digital Summits, die dieses Jahr zu den Themen Digital Health, digitale Arbeitswelten, Women in Business und Datensicherheit tagte. Die durch hochkarätige Sprecher und Diskutanten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft sichergestellte Perspektivenvielfalt zeigte, dass die digitale Revolution in den verschiedenen Bereichen der Gesundheitswirtschaft sowohl mit unterschiedlicher Geschwindigkeit als auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten voran schreitet: Während in der politischen Diskussion Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD), und Prof. Dr. Alexander P.F. Ehlers (CSU) ausgehend von der gesamtgesellschaftlichen Perspektive um Antworten rangen, in welchem Ausmaß die Politik insbesondere bei den Themen Datennutzung und -sicherheit gestaltend in die disruptiven Entwicklungen eingreifen kann und soll, machten internationale Experten und die Referenten aus der Gründerszene klar, dass der technologische Fortschritt bereits damit begonnen hat, die Versorgungsrealität grundlegend zu verändern. So räumte Dr. Alexander Schachinger (www.epatient-rsd.com)  mit dem Vorurteil auf, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens primär ein Phänomen der jungen Generation sei und Dr. Jama Nateqi  (www.symptoma.com) demonstrierte, dass technische Möglichkeiten nicht nur die Zugangsmöglichkeiten zur Versorgung für Patienten verbessern, sondern auch die Arbeit von Ärzten erleichtern können.

Als Highlight der Veranstaltung kann die Live-Schaltung zum Massachusetts Institute of Technology (www.web.mit.edu) gesehen werden, bei der Professorin und Gründerin in Personalunion Rosalind W. Picard, Sc.D., unter anderem anhand der von ihr mit entwickelten Smartwatch Embrace (www.empatica.com)  eindrucksvoll demonstrierte, welche Möglichkeiten das digitale Monitoring von Gesundheitsindikatoren und eine gleichzeitige Vernetzung von Patienten, Angehörigen und Leistungserbringern bereits heute bieten. So ermöglicht das Device durch die Messung neuronaler Signale epileptische Anfälle frühzeitig zu erkennen und so eine unmittelbare Intervention einzuleiten, um einen plötzlichen, unerwarteten Tod des Epilepsiepatienten zu verhindern (SUDEP; sudden unexpected death in epilepsy). In der Rückschau des ganztägigen Events herrschte bei den mehr als 150 versammelten Sprechern und Besuchern weitgehend Einigkeit darüber, dass die Potentiale der Digitalisierung für eine Verbesserung der Partizipation am und der Versorgung im deutschen Gesundheitswesen nicht vernachlässigt werden dürfen. Zugleich zeigte sich in den diskutierten Antworten auf die Frage nach dem „wie“ der Technologieadaption, dass die in den kommenden Jahren fortschreitende Transformation des Gesundheitswesens ein noch weitgehend offenes und zu gestaltendes Kapitel ist. Dabei teilt die Gesundheitsbranche die mit einer Neuausrichtung einhergehenden Chancen und Risiken mit der CeBIT, da auch diese in den kommenden Jahren einer konzeptionellen Umgestaltung unterworfen sein wird. So soll die CeBIT 2018 erstmalig in die Sommermonate verlegt werden und zukünftig wieder stärker das Interesse unterschiedlicher Besucherschichten ansprechen (www.cebit.de/de/ausstellung/preview-cebit-2018/) . Sowohl der CeBIT als auch dem Gesundheitswesen ist somit zu wünschen, dass sich die wesentlichen Beteiligten bereiterklären, die unmittelbar bevorstehenden Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten, sodass ein für alle verbessertes Resultat erreicht werden kann.
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