Neue Einblicke in die Epidemiologie von ANCA-assoziierten Vaskulitiden in Deutschland

Ergebnisse einer Versorgungsdatenstudie

Autoren: Bernhard Hellmich, Peter Lamprecht, Philip Spearpoint, Dieter Götte, Angelika Deichmann, Ina Buchholz, Matthias P. Schönermark, Peter Rutherford, Journal: Rheumatology, DOI: 10.1093/rheumatology/keaa924, Erscheinungstermin: 27.01.2021

Zusammenfassung:

ANCA-assoziierte Vaskulitiden (AAV) sind seltene, potenziell lebensbedrohliche Autoimmunerkrankungen, die durch systemische Entzündungen und multiple Organschäden gekennzeichnet sind. Die in Europa berichteten Prävalenz von AAV variieren erheblich und es fehlt häufig an robusten Datenquellen. Ziel dieser Studie war die umfassende Beurteilung der Epidemiologie von AAV in Deutschland, wobei eine Versorgungsdatenanalyse als ergänzende Methode zu Register-basierten Studien durchgeführt wurde.
In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie wurden anonymisierte Längsschnittversorgungsdaten aus den Jahren 2013 bis 2016 von deutschen gesetzlichen Krankenversicherungen (Datenquelle: InGef, Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin) basierend auf einer nach Alter und Geschlecht stratifizierten und für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Kohorte von 3 Millionen Personen analysiert. Anhand dieser Kohorte wurden Patienten mit Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) und mikroskopischer Polyangiitis (MPA) identifiziert. Die Studienkohorte ergab eine Prävalenz für GPA und MPA von 210 bzw. 46 Fällen pro 1 Million Personen. Die jährliche Inzidenz umfasste 34 GPA-Fälle und 13 MPA-Fälle pro 1 Million Personen. Demnach leben derzeit etwa 17.500 AAV-Patienten (GPA und MPA) in Deutschland, wobei von einer jährlichen Zunahme der AAV-Population von etwa 3.200 Patienten ausgegangen werden kann. Die in diesem Versorgungsdatensatz identifizierten AAV-Patienten können entsprechend ihrer demographischen und krankheitsspezifischen Merkmalen als repräsentativ betrachtet werden.
Dies ist die erste Studie, die Versorgungsdaten verwendet, um die Epidemiologie von AAV zu beurteilen. Demnach wurde AAV in Deutschland häufiger diagnostiziert als anhand von früheren Register-basierten Studien geschätzt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Epidemiologie von AAV bisher möglicherweise unterschätzt wurden. Sie spiegeln aber auch verbesserte diagnostische Methoden und eine gesteigerte Bekanntheit der Erkrankung (engl. disease awareness) wider.

Die Publikation finden Sie hier.

nach oben