Pharmaunternehmen stecken immer mehr Zeit und Energie in die Patenterweiterung alter Medikamente – zu Lasten der Preis- und Innovationsentwicklung

Mo, 27.11.2017
Das Patentsystem der USA galt ursprünglich dem Schutz neuer und innovativer Arzneimittel – doch viele Pharmaunternehmen erweiterten lediglich die Patente schon bestehender Arzneimittel.

In einer Studie von Robin Feldman, Direktor des Instituts für Innovationsrecht der University of California, wurden sämtliche Patentanmeldungen und -erweiterungen pharmazeutischer Unternehmen der USA zwischen 2005 und 2015 erfasst und ausgewertet. 74% aller neu angemeldeten Patente konnten dabei auf schon bestehende und bereits etablierte Medikamente zurückgeführt werden. In drei Jahren der betrachteten Dekade lag der Anteil sogar bei 80%.

Patentanmeldungen und -erweiterungen bei bestehenden Arzneimitteln können z.B. bei neuen Indikationsgebieten, abweichenden Dosierungsmethoden oder geänderten Produktionsprozessen beantragt werden. Die Studie mit dem Titel „May Your Drug Price Be Ever Green“ zeigte, dass die Verlängerung der Patente durch die aktive Suche nach erweiterbaren Eigenschaften weit verbreitet ist und zur allgemeinen Preissteigerung der Arzneimittel beiträgt. „Diese Studie zeigte definitiv, dass die Erstickung des Wettbewerbs nicht nur von wenigen schwarzen Schafen betrieben wird,“ kritisierten die Autoren, „Vielmehr ist dies ein geläufiges und weit verbreitetes Problem der Pharma-Branche.“

Immerhin wurden 80% der 100 erfolgreichsten Medikamente mindestens einmal um ein neues Patent erweitert, in 50% der Fälle geschah dies sogar öfter. Das weltweit umsatzstärkste Arzneimittel Humira des Herstellers AbbVie greift dabei auf den Schutz von mehr als 100 Patenten zurück – das ursprüngliche, im letzten Jahr abgelaufene Patent wurde so in den letzten Jahren längst durch weitere Patente erneuert. So konnte AbbVie die Umsatzprognosen des Wirkstoffes für das Jahr 2021 auf beachtliche $21 Mrd. datieren – nahezu $3 Mrd. mehr als vorerst erwartet.

Insgesamt konnten die Wissenschaftler einen Trend der Pharmaunternehmen hin zu aggressiven Patentverlängerungen erkennen. Lag die Zahl der Arzneimittel mit drei oder mehr neuen Patenten im Jahr 2005 bei 37, so stieg die Anzahl im Jahr 2015 auf knapp 80. „Die Daten zeigen, dass die aktuellen Entwicklungen die pharmazeutischen Innovationen eher bremsen. Die Hersteller verbrauchen ihre Zeit und Energie für die Erweiterung der Patente alter Produkte,“ schrieb Feldman. „Dies ist sicherlich nicht die Art von Innovation, die wir uns erhofft haben!“

In Deutschland trat im Rahmen des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetzes (AM-VSG) am 17. November 2017 unter anderem eine Anpassung der Verfahrensordnung in Kraft, die die Möglichkeit einer Nutzenbewertung von Bestandsmarktartikeln gewährt. Die adjustierten „AMNOG-Spielregeln“ können daher der bestehenden Problematik entgegenwirken. Durch umfangreiche Versorgungs- und Branchenkenntnisse sowie der Erfahrung aus zahlreichen Projekten zur Begleitung von Nutzenbewertungsverfahren nach dem AMNOG, zeichnet sich SKC selbst nach veränderten Rahmenbedingungen als führender Partner für strategische Weichenstellungen im Gesundheitswesen aus.

Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.fiercepharma.com/pharma/pharma-s-pervasive-evergreening-driving-prices-up-study-says?mkt_tok=eyJpIjoiT1RkbVptRXdZamhoTjJRMSIsInQiOiJ4NGlyWlFRbDdGVHdUTVFYYVNzV0pEUFFaOVRMZ1wvK0RydW0wdStqMllNZU50NUZOOHJWbnltWjBTaHE5MGxQY2hYejYzeVoxZHJkNmliTHoyaE8ySGFJTTR4WXJYZG1oZXIxaTErRER0ZTh4KzV0eXZFUGJ6U3FGYld1VkpsY1QifQ%3D%3D&mrkid=695240&utm_medium=nl&utm_source=internal

https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-11-01/most-new-drug-patents-are-for-old-remedies-research-shows
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