Brisantes AOK Positionspapier angesichts von 10 Jahren AMNOG

Am 18.11.2020 veröffentlichte der AOK-Bundesverband anlässlich von zehn Jahren Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) ein Positionspapier, welches inhaltlich sehr hohes Konfliktpotenzial enthält. In diesem fordert er neben mehr Versorgungssicherheit im Generikamarkt vor allem eine Reform der Preisbildung bei innovativen Arzneimitteln (1, 2).

Fr, 20.11.2020
Begründet wird letztere Forderung durch die hohen Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel, welche 2019 mit 21 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht hätten. Gerade diese innovativen Medikamente würden mit ihren hohen Preisen insgesamt einen Anteil von 47,8% aller Arzneimittelkosten ausmachen, hätten aber nur einen Versorgungsanteil von verschwindenden 6,5% (1). Der „Kardinal-Fehler" des AMNOGs sei das erste Jahr im Rahmen des AMNOG-Prozesses, in dem der Hersteller den Preis seines Arzneimittels frei bestimmen könne, so Dr. Sabine Richard, Geschäftsführerin des Bereiches Versorgung der AOK Deutschland (1)..

Als einen möglichen Lösungsansatz für dieses Ungleichgewicht brachte der einflußreiche Kassenverband, welcher mit insgesamt 26,5 Millionen Versicherten einen großen Anteil aller gesetzlich versicherten Personen abbildet (3), Interimspreise in die Diskussion ein. Diese sollten durch den GKV-SV auf Basis der vom G-BA festgelegten Vergleichstherapie rechnerisch bestimmt werden und im ersten Jahr nach Markteinführung gültig sein. Nach einer abgeschlossenen Preisverhandlung sollten dem Dachverband der AOK zufolge daran anschließend der ausgehandelte Erstattungsbetrag rückwirkend ersetzt werden. Dies würde einen erheblichen Effekt auf die Preisstrategie der pharmazeutischen Industrie haben.

Flankiert wurde dieser Vorschlag durch eine Verkürzung der, dann nicht mehr freien, Preisperiode von zwölf auf neun Monate und der Möglichkeit die Vergütung dieser Medikamente auf spezialisierte Behandlungszentren einzuschränken, wenn die Zulassung nur durch eine schwache Evidenz unterlegt werden konnte.

Der Themenkomplex rund um steigende Kosten im Gesundheitswesen, gerade im Bereich der innovativen Medikamente, steht immer wieder auf der Negativ-Agenda der gesetzlichen Krankenversicherungen (4). Weiterer Druck auf die pharmazeutische Industrie und den Marktzugang innovativer Arzneimittel bleibt demnach zu erwarten. Wir bei SKC verfolgen diesen erneuten Vorstoß der GKV aufmerksam und evaluieren die Implikationen genau, die sich für unsere Klienten ergeben werden.

Quellen:

 

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