Ein Pharmaunternehmen unter Beschuss - Aktivisten machen mobil gegen Gilead
Mi, 20.07.2016
Der Hersteller von Pharmazeutika zur Behandlung von HIV und Hepatitis C, Gilead, steht bereits seit geraumer Zeit in der Kritik von Patientenverbänden. Die Los Angeles AIDS Healthcare Foundation (AHF) verklagte den Konzern bereits auf Grundlage eines Berichts der Los Angeles Times, welcher enthüllte, dass Gilead 2004 die Zulassung des heute unter dem Namen Genvoya bekannten Mittels, welches eine geringere Toxizität als das damals zugelassene Präparat Viread aufwies, zurückhielt. Die Patientenorganisation AHF wirft dem Konzern vor, dass die verzögerte Markteinführung von Genvoya nur aus Gier und wirtschaftlichen Interessen geschah, um Patentrechte möglichst lange wirtschaftlich ausschöpfen zu können. Das Unternehmen entgegnet den Vorwürfen kritisch. Gilead sei nicht dazu verpflichtet, Produkte oder Ergebnisse zu bestimmten Zeitpunkten zu launchen, beziehungsweise zu veröffentlichen. Der Protest der erzürnten Patientenrechtler geht über eine Klage jedoch weit hinaus. Anlässlich der Goldman Sachs Healthcare Conference organsierte die Los Angeles AHF einen Autokonvoi mit Leichenwagen und sogar einem Flugzeug, welche, mit Transparenten geziert, dem Unmut der Betroffenen Gehör verschaffen sollten. Immer wieder stehen große Pharmaunternehmen in der Kritik, da sie angeblich durch überteuerte Preise oder durch eine rein wirtschaftlich gesteuerte Betriebspolitik nicht zum Wohle der Patienten agieren würden. Der Fall „Gilead“ liegt nun erst einmal der FDA und den zuständigen Gerichten zur Prüfung vor. Sicherlich würde von einer Entscheidung im Laufe dieses Verfahrens eine enorme Signalkraft für die gesamte Branche ausgehen. Aus diesem Grund bleibt mit Spannung abzuwarten, inwieweit die Weichen auf dem Arzneimittelmarkt in Zukunft neu gestellt werden können oder auch nicht.