Wenn der Nachwuchs ausbleibt – eine Perspektive der privaten Krankenversicherung
Mi, 20.07.2016
Patienten mit einer privaten Krankenversicherung (PKV) sind gern gesehene Patienten, da gerade durch diese Versichertengruppe eine gewisse Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen gewährleistet wird. Doch in den kommenden Jahren müssen sich stationäre sowie ambulante Versorger auf einen Rückgang dieser Versichertengruppe einstellen. Ein jüngst veröffentlichter Artikel in der Ärzte Zeitung prognostiziert weiter sinkende Zahlen für Vollversicherte in der PKV. Die Zahl der Versicherten in der PKV wird hauptsächlich durch zwei Stellschrauben reguliert, die Abwanderung in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sowie die Anzahl der Neuversicherungen in der PKV. Das Ausmaß der Abwanderung aus der PKV, vor allem bedingt durch die positive Konjunkturlage, sei primär nicht ausschlaggebend für die sinkenden Versichertenzahlen, wenn man der Autorin des Artikels Ilse Schlingensiepen Glauben schenkt. Vielmehr sei eine Abnahme der Neuversicherung in der PKV der Kern der Problematik, wie es auch die Ratingagentur Assekurata kürzlich kundtat.Es herrsche eine große Verunsicherung unter den Versicherungsnehmern bezüglich steigender, beziehungsweise im Alter nicht bezahlbarer Versicherungsbeiträge, auch wenn Beobachtungen der letzten Jahre eine sichtbare Konstanz und Stabilität der Beiträge in der PKV zeigen konnten. Der durchschnittliche Versicherungsbeitrag für 70-Jährige liegt aktuell für Männer bei 420 € und für Frauen bei 460 €. Nichtsdestotrotz muss vor dem Hintergrund anhaltend niedriger Zinsen mittelfristig mit einem Anstieg der Beiträge gerechnet werden.
Besonders private Versicherer, deren Kundenstamm sich auf Selbstständige und gut verdienende Angestellte fokussiert, hätten aktuell mit sinkenden Einnahmen zu kämpfen, wohingegen private Krankenversicherer mit einem Schwerpunkt in der Betreuung von Beihilfeberechtigten eher einen Zuwachs verzeichnen würden.
Die langfristige Entwicklung bleibt abzuwarten, zumal diverse Faktoren auf das Verhalten der Versicherungsnehmer Einfluss nehmen. Ob und wie sich niedrige Zahlen in der PKV auf die Ausgestaltung des deutschen Gesundheitssystems auswirken, muss ebenfalls mit Spannung verfolgt werden.