Wenn Bon Jovi grün klingt - Cochlea-Implantat vs. Synästhesie
Doch nun kündigen Forscher um den Göttinger Professor Tobias Moser einen neuen Ansatz in der Therapie der Gehörlosigkeit an, wie kürzlich in einem Artikel des New Scientist zu lesen war. Heutzutage bestehe die Problematik des Cochlea-Implantats darin, dass die elektrischen Signale der ins Innenohr eingebrachten Elektroden sich problemlos durch menschliches Gewebe bewegen könnten und sich daher bei zu dicht gewählten Frequenzen überlagern würden, so die Autoren. Aus rein technischer Perspektive sei es daher nicht möglich, alle 2000 natürlich gegebenen Frequenzen mittels Cochlea-Implantat zu simulieren. Aus diesem Grund wollen Forscher nun versuchen, mittels optogenetischer Therapie Lichtinformationen, welche über das Auge wahrgenommen werden und sich nicht wie Strom durch jegliches menschliches Gewebe ausbreiten, mit auditorischen Nervenimpulsen zu verknüpfen, um so eine Art Synästhesie zu erzeugen. Die Autoren berichten, dass dieses Verfahren bei Mäusen bereits erfolgreich getestet worden sei, bei welchen ein nicht krankmachendes Virus in den Organismus eingeschleust worden sei und bewirkt habe, dass Nervenzellen des optischen Systems mit denen des auditorischen verknüpft worden seien und diese so auf visuelle Reize reagieren könnten. Professor Moser und seine Kollegen planen, basierend auf diesen Erkenntnissen, ein Cochlea-Implantat zu entwickeln, welches die auditiven Informationen mittels LED-Signal an das entsprechende Hirnareal weiterleitet. In einem Punkt sind sich Prof. Moser und auch Experten wie Dr. Martin Sumser von der LMU München einig, es gibt eine große Nachfrage und einen hohen Bedarf an stark verbesserten Hörprothesen, vor allem bei Patienten mit speziellen beruflichen Anforderungen oder privaten Bedürfnissen. Doch der Göttinger Experte nimmt allen laut Applaudierenden den Wind aus den Segeln, da eine Anwendung am Menschen noch nicht in allzu naher Zukunft zu erwarten sei.
Nichtsdestotrotz scheinen die Kombination von bekanntem Wissen aus den Bereichen der Physiologie und klinischen Tätigkeit sowie die Innovationen aus dem Feld der Genetik und Gentherapie eine vielversprechende Mischung für zukünftige Neuentwicklungen darzustellen. Es bleibt daher mit Spannung abzuwarten, welcher Fortschritt auf uns zukommen wird, sobald diese Maschinerie erst einmal Fahrt aufgenommen hat.
Alles Weitere finden Sie hier: https://www.newscientist.com/article/2096427-cochlear-implants-boosted-by-gene-therapy-plus-tiny-leds/