Der Eingriff in unsere DNA – In wie weit finden sich „Genscheren“ in der Klinik wieder?
Alle drei Technologien haben eins gemeinsam, sie sind molekular einsetzbare Scheren. Mit Hilfe dieser Eigenschaft ist es möglich, Gene innerhalb einer Zelle zu verändern, neue Gene hinzuzufügen, vorhandenen Gene zu korrigieren oder diese einfach auszuschneiden (Knock-Out). Zum jetzigen Zeitpunkt sind 10 ZFN-, 2 TALEN- und 10 CRISPR/Cas9-basierte Therapien in klinischen Studien gelistet, mit der Intention diese an Menschen zu untersuchen. Hierbei sollen die Studien als Therapiemöglichkeiten u.a. für HIV-infizierte Patienten, für unterschiedliche Krebserkrankungen, Leukämien und weitere Krankheiten des Blutes, wie der Hämophilie B, untersucht werden.
Sangamo Therapeutics, ein Unternehmen, welches sich auf neuartige Therapiemöglichkeiten für genetische Erkrankungen spezialisiert, hat beispielweise zurzeit zwei klinische Studien aufgesetzt, die u.a. auf die Untersuchung von ZFN für die Behandlung von HIV-1-infizierten Patienten, als auch an Hämophilie leidenden Patienten, abzielt. Hierbei sollen neben der Umsetzbarkeit und Sicherheit auch die generelle Toleranz und der Effekt der Therapien genauer untersucht und beobachtet werden. Im Gegensatz zur ex vivo (außerhalb des Körpers) ausgeführten ZFN-basierten Modifizierung von patienteneigenen Blutstammzellen HIV-infizierter Patienten, hat Sangamo Therapeutics dieses Jahr die erste ZFN-basierte in vivo (im Körper) Studie an männlichen Patienten durchgeführt. Patienten, die sich in der SB-FIX Phase 1 Studie befinden, bekommen zur Behandlung von Hämophilie B ZFNs und das therapeutische Gen intravenös verabreicht, wodurch die Leberzellen lebenslang den Gerinnungsfaktor IX produzieren, was im besten Falle zu einer Heilung der Erkrankung führt.
Wie erfolgsversprechend diese Therapien am Ende sein werden, ist fraglich und wird sich erst im Laufe der nächsten Jahre herausstellen. Hinzukommt, dass neben den generellen Bedenken der Sicherheit und Anwendbarkeit dieser innovativen Technologien sich die Frage nach geeigneten Erstattungsmodellen stellt. Potenzielle Erstattungsmöglichkeiten und Lösungen für das Dilemma werden ausführlich in dem Artikel „Gentherapie ante portas – Lösungsansätze für das Erstattungsdilemma“ diskutiert, welcher in der nächsten Ausgabe der „Welt der Krankenversicherung“ veröffentlicht wird.
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.Clinical trials.gov
http://www.Sangamo.com
http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/49456/title/First-In-Vivo-Human-Genome-Editing-to-Be-Tested-in-New-Clinical-Trial/
http://www.raps.org/Regulatory-Focus/News/2015/12/08/23734/FDA-Authorizes-1st-Human-Study-to-Use-In-Vivo-Genome-Editing-Application/