Gesundheitsausgaben in Europa – der richtige Ausgabebetrag aus britischer Perspektive

Mi, 15.11.2017
Der National Health Service des Vereinigten Königreiches (NHS) ist dafür bekannt, mit schmalen finanziellen Ressourcen zu wirtschaften und wird oft kritisiert. Ferner zeigten internationale Vergleiche, dass das Vereinigte Königreich weniger in Gesundheit investierte als der europäische Durchschnitt. Aktualisierte statistische Methoden des nationalen Statistikbüros (Office for National Statistics - ONS) für das Vereinigte Königreich und der Organisation für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung (Organization for Economic Cooperation and Development - OECD) weisen nun darauf hin, dass die vorherigen Daten die Gesundheitsausgaben des Vereinigten Königreiches unterschätzten. Die Zahlen der neuen Statistik für das Jahr 2014 zeigen, dass das Vereinte Königreich 9,8% des BIP für Gesundheit ausgibt, was dieses im Durchschnitt anderer EU Staaten ansiedelt. Gleichwohl müssten die Gesundheitsausgaben des Vereinten Königreiches um £24 Mrd. (27 Mrd. €) ansteigen, um die Gesundheitsausgaben Schwedens zu erreichen.

Zudem gibt die neue Statistik Einblicke in die verschiedenen Bereiche der Ausgaben. Das Vereinigte Königreich beispielsweise hat höhere Kosten im Bereich der Langzeitpflege verglichen mit Ausgaben für kurative Maßnahmen. John Appleby, Forschungsdirektor und Chef-Ökonom des Nuffield Trust, London und Ben Gershlik, Wirtschaftsanalyst der Health Foundation, London, veröffentlichten eine detaillierte Analyse der Daten im British Medical Journal. Sie beschreiben, dass „einhergehend mit einer Bevölkerung, die älter wird und länger mit mehr Morbidität lebt, Präventivmaßnahmen und Langzeitpflege an Bedeutung gewinnen. Ein Verständnis, wie Geld in diesen Bereichen innerhalb der EU ausgegeben wird, kann helfen bei der Information über den Paradigmenwechsel von einem eher traditionellen medizinischen Modell (mit klarem Fokus auf kurative Behandlung) zu einem anderen Ansatz und uns eine Idee bezüglich der finanziellen Auswirkungen dieser Entwicklung geben.“

Sie argumentieren, dass Investitionen in Gesundheits- und Sozialsystem sich gegenseitig beeinflussen. Leider würden das Vereinigte Königreich und etwa die Hälfte der OECD-Staaten keine Daten über die Budgets für nicht-gesundheitsbezogene Sozialausgaben veröffentlichen. Deswegen sei ein Vergleich zwischen den Gesamtmaßnahmen für Soziales und Gesundheit schwer möglich.

„Internationaler Durchschnitt zu sein, ist nicht synonym mit dem wünschenswertesten Finanzierungsbetrag (oder, in der Tat, einem Betrag der die maximal vorteilhafte Verwendung der knappen Ressourcen darstellt)“, schlussfolgern Appleby und Gershlik. Als Konsequenz sollte die Regierung sich nicht damit zufrieden stellen, im Durchschnitt zu liegen, sondern vielmehr die Graphen als Hinweis interpretieren, was möglich ist, für das Gesundheitswesen auszugeben.

Lesen Sie mehr Details in der Original-Analyse: http://www.bmj.com/content/358/bmj.j3568
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