Tod am Wochenende?! – Österreichische Studie konstatiert erhöhtes Mortalitätsrisiko für Patienten, die am Wochenende auf Intensivstationen eingeliefert werden
Gleichwohl betonen Zajic und sein Team, dass ihre Studie nicht zwangsläufig auf andere Länder bzw. Gesundheitssysteme übertragbar sei und die Gründe für den „Wochenend-Effekt“ nicht abschließend beantwortet werden können, hat die Veröffentlichung der Studie in Critical Care auch in Deutschland hohe Wellen geschlagen.
Der Notfallmediziner Prof. André Gries, Leiter der zentralen Notaufnahme im Universitätsklinikum Leipzig, sieht in kleineren deutschen Kliniken ähnliche Probleme wie in der österreichischen Studie beschrieben: Allgemeine Personalengpässe und die schwerere Erreichbarkeit von Fachexperten an Wochenenden, so Gries, würden in kleinen Kliniken zu dieser Art von Abweichung beitragen.
Auch der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) nahm die Studienergebnisse zum Anlass, um die Reformierung der Notfallversorgung in Deutschland zu initiieren. „Wir brauchen eine Neustrukturierung der Notfallversorgung und zwar schnell“, so Florian Lanz, Sprecher des GKV-SV. Die im Positionspapier Ende August 2017 formulierten Handlungsbedarfe adressieren insbesondere die bislang fehlende Abstimmung von ärztlichem Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung, Rettungsdienst und Notaufnahmen der Krankenhäuser. Vorgeschlagen wird beispielsweise die Einführung eines stationären Notfallstufenkonzeptes, die Etablierung zentraler Notaufnahmen oder die Überprüfung der Finanzierung von Krankenhausambulanzen.
Die Gründe für den im österreichischen Gesundheitssystem nachgewiesenen und im deutschen Gesundheitskontext oftmals beschriebenen „Wochenend-Effekt“ sind wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Gesundheitsexperten sind sich jedoch einig, dass ein zu geringer Personalschlüssel und damit einhergehende erhöhte Arbeitsbelastung, unerfahrene Beschäftigte und die schlechte bzw. verzögerte Erreichbarkeit von Fachkräften Schlüsselkriterien des Mortalitätsrisikos auf Intensivstationen darstellen.
Die langjährige Erfahrung der SKC Beratungsgesellschaft mbH im Bereich Führung und Teaming im Krankenhauskontext zeigt, dass einige dieser Missstände durch „gut eingespieltes Teamwork“ aufgefangen oder zumindest abgemildert werden können. So sehen sich multidisziplinäre Teams, die regelmäßig, direkt und vertrauensvoll miteinander kommunizieren und sich in psychologischer Sicherheit wiegen, viel mehr in der Lage, den beschriebenen Herausforderungen effizienter und mit qualitativ hohem Outcome zu begegnen.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:
Zajic et al. (2017): Weekends affect mortality risk and chance of discharge in critically ill patients: a retrospective study in the Austrian registry for intensive care. CritCare 2017 (downloadbar unter: https://ccforum.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13054-017-1812-0)
https://www.biomedcentral.com/about/press-centre/science-press-releases/07-09-17
https://www.aerztezeitung.de/medizin/fachbereiche/ains/article/942693/intensivstation-einlieferung-wochenende-erhoeht-sterberisiko.html
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/intensivstation-einlieferung-am-wochenende-erhoeht-sterberisiko/20301170.html
https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/Positionspapier_Notfallversorgung_barrierefrei.pdf