DNA-Veränderung im lebenden Menschen – Erster Studienpatient mit Mukopolysaccharidose Typ II erhält neuartige Gentherapie
Es gibt schon seit dem frühen Beginn der Forschungen zur Gentherapie unterschiedliche Ansätze, wie eine solche funktionieren kann. Bisherige Ansätze nutzten Grundlagen, die auch in der Zellkulturforschung genutzt werden, um bestimmte Gene in Zellen zu bringen, z.B. diese von Viren in das Genom einbringen zu lassen oder spezifische DNA einzuschleusen, die in der Zelle direkt abgelesen wird. Der neue Therapieansatz, der jetzt in einer internationalen Studie erprobt wird, wurde vom Unternehmen Sangamo Therapeutics entwickelt. Mit dieser Technologie ist es über sogenannte Zinc-Finger-Proteine möglich, bestimmte DNA-Abschnitte im menschlichen Genom zu erkennen und so gezielt Gene zu verändern. Die Therapie zielt ab auf die Behandlung der Mukopolysaccharidose Typ II, einer genetischen Erkrankung, die zu schweren Multiorganschäden führt und für die es bis jetzt keine kausale Therapie gibt. Ausgelöst wird diese durch den Defekt eines Enzymgens. In der Behandlung wird in den Genbereich des Albumins, des von der Leber am meisten produzierten Eiweißes, eine Schnittstelle eingefügt und die natürlichen DNA-Reparaturmechanismen der Zelle werden genutzt, um das defekte Gen fest in den Genbereich des Albumins zu integrieren. Da Albumin in hohem Maße produziert wird, erhofft man sich durch die spezifische Adressierung dieses Genlokus eine höhere Produktion des defekten Enzyms und dadurch einen höheren Erfolg der Therapie als mit bisherigen Gentherapie-Ansätzen.
Bis jetzt wird Mukopolysaccharidose Typ II mit einer sogenannten Enzymersatztherapie behandelt, bei welcher Patienten das defekte Enzym per Infusion verabreicht wird. Allerdings sinken die Enzymlevel nach einer Infusion rasch wieder und die Folgen der Erkrankung für z.B. das Nervensystem, das Herz oder die Atmung können allenfalls verzögert werden.
Die neuartige Gentherapie von Sangamo Therapeutics läuft unter dem Namen SB-913 und wird aktuell in der Phase 1/2 CHAMPIONS-Studie evaluiert.
SKC besitzt eine umfangreiche Expertise in der strategischen Unterstützung des Marktzugangs von gentherapeutischen Produkten.
VON Univ.-Prof. Dr. med. Matthias P. Schönermark, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter, SKC Beratungsgesellschaft mbH
Weitere Details und die Veröffentlichung der Ergebnisse aus der präklinischen Forschung lesen Sie hier:
UCSF Benioff Children’s Hospital Oakland Has First Patient in Landmark Clinical Trial Evaluating "In Vivo" Genome Editing for Rare Genetic Disorder
Socialstyrelsen - hunter syndrome
Clinicaltrials.gov - Ascending Dose Study of Genome Editing by the Zinc Finger Nuclease (ZFN) Therapeutic SB-913 in Subjects With MPS II
Sangamo therapeutics
NCBI - In vivo genome editing of the albumin locus as a platform for protein replacement therapy