Evolution klinischer Studien – Ein Plädoyer für Studien innerhalb des Krankenversicherungssystems

Di, 19.12.2017
Dr. Niteesh K. Choudhry von der Harvard Medical School berichtete kürzlich über die Vorteile und Hindernisse in der Implementierung von randomisierten, kontrollierten Studien (RCTs) in Krankenversicherungssystemen.

Da RCTs normalerweise mit hohen Kosten und Organisationsaufwand verbunden sind, werden auch Studien mit alternativen Designs durchgeführt. Eine Möglichkeit sind hier sogenannte pragmatische Studien. Diese haben das Ziel, die Durchführung von Studien ähnlicher der Funktionsweise des Gesundheitssystems im Alltag zu gestalten. Sie haben breitere Einschlusskriterien und beziehen Non-Adhärenz und „Loss to follow-up“ in die Ergebnisse mit ein. Mit diesen und anderen Problemen haben Ärzte tagtäglich zu tun. Allerdings sind pragmatische Studien oft schwierig zu analysieren, da sie dennoch klassischen RCTs sehr ähnlich sind.

Weiterhin gibt es „Register-randomisierte“ Studien, bei welchen Patienten durch Krankheitsregister identifiziert und dann in die Studien eingeschlossen werden. Diese Register beinhalten Infrastruktur für die Kontaktierung von Patienten und Sammlung von Daten. Leider existieren solche Register für wenige Krankheiten, da ihre Verwaltung ebenfalls kostenintensiv ist. Dr. Choudhry schlussfolgert, dass die Vorteile beider alternativer Studiendesigns in Studien innerhalb von Krankenversicherungssystemen zusammengefasst werden können. In solchen Studien könnten die Daten von Krankenversicherungen entweder genutzt werden, um Patienten zu identifizieren oder um Studienendpunkte zu definieren und im selben Schritt zu evaluieren.

Diese Studien könnten nicht nur neue medizinische Verfahren und bereits zugelassene Medikamente im realistischen Versorgungsrahmen untersuchen, sondern auch, wie Versicherung selbst strukturiert sein sollte.

Der Autor beschreibt diverse Beispiele von erfolgreichen Studien innerhalb von Krankenversicherungen, bedenkt aber auch, dass solche Studien bis jetzt selten sind. Er beschreibt, was in Zukunft möglich wäre, wenn verschiedene Interessensgruppen wie Leistungserbringer, Versicherer und Forscher enger zusammenarbeiten und ihre Daten untereinander teilen würden.

Aus unserer Erfahrung mit Digitalisierungsprozessen innerhalb des Gesundheits- und Krankenversicherungsmarktes bei SKC wissen wir, dass die Digitalisierung des Gesundheitssektors in großen Möglichkeiten für die Forschung resultiert, da präzisere Patientendaten gesammelt werden, die über Grenzen von verschiedenen Disziplinen hinweg analysiert werden können, wenn sie zentral verfügbar sind. Inzwischen findet dies vereinzelt Anwendung, beispielsweise in der Antibiotika-Forschung. Hier geben Krankenhäuser und Apotheken ihre Daten über den Antibiotikaverbrauch auf den verschiedenen Stationen an spezifische Unternehmen frei, die diese Daten sammeln und analysieren. Dadurch überwachen die Unternehmen in Kooperation mit den Krankenhäusern Resistenzen und spezielle Auswirkungen des Antibiotikaeinsatzes in bestimmten Disziplinen in einem größeren Zusammenhang.

Klicken Sie hier um den vollständigen Artikel kostenfrei im "The New England Journal of Medicine" auf Englisch zu lesen.

 

 
nach oben