Wie wird der 69 Milliarden $ CVS-Aetna-Deal die us-amerikanische Gesundheitsversorgung beeinflussen?

Do, 04.01.2018

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Die Fusion des US-amerikanischen Apotheken-Giganten CVS Health mit dem Krankenversicherer Aetna Anfang Dezember galt als die größte ihrer Art im Jahr 2017 und rückte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den sich wandelnden Gesundheits-Sektor. Mit dem CVS-Aetna-Deal tritt die drittgrößte Krankenkasse des Landes, Aetna, dem bereits einflussreichen Apotheker CVS Health bei. Der Zusammenschluss wird voraussichtlich zu einer Konsolidierung im Bereich der Gesundheitsvorsorge beitragen, die bereits von der größten US-Krankenversicherungsgesellschaft UnitedHealth Group vorgelegt wurde. UnitedHealth hat begonnen, die Barrieren zwischen Versicherung und Pflege durch den Erwerb eines wachsenden Netzwerks von Kliniken und OP-Zentren abzubauen.

Für CVS Health ist die Aetna-Transaktion zwar die bisher mit Abstand größte Akquisition, aber nicht die erste Erweiterung des Kerngeschäfts des Arzneimitteleinzelhandels und des “pharmacy benefit managements” zur Aushandlung von Arzneimittelpreisen. Stattdessen hat CVS bereits verschiedene Berührungspunkte für Kunden etabliert, wie beispielsweise ein Apotheken-Beratungsprogramm, 70 Millionen "ExtraCare-Mitgliedschaften" und 1.000 "MinuteClinics" für die Behandlung von u.a. leichteren Erkrankungen, Impfungen und weiteren Routineuntersuchungen.

Das Resultat für Patienten wird kontrovers diskutiert: CVS kündigt an, "Verbrauchern eine bessere Erfahrung zu bieten, Kosten zu senken und den Zugang zu Gesundheitsexperten in Heimen und Gemeinden im ganzen Land zu verbessern". Zu diesem Zweck bietet CVS den 22 Millionen bei Aetna Versichterten Krankenversicherungsdienste in CVS-Einzelhandelsgeschäften an, die den direkten Kontakt mit Patienten ermöglichen, sie an ihre Medikamente erinnern und sich um kleinere gesundheitliche Probleme kümmern. Patienten haben im engen Netz von Einzelhandelsgeschäften und Apotheken einen vereinfachten Zugang zu den Ansprechpartnern ihrer Krankenversicherung. Insbesondere in ländlichen Gebieten soll so der Zugang zu medizinischer Hilfe erleichtert werden. Als Folge dieser engeren Betreuung wird erwartet, die Folgekosten für die Notfallversorgung vermeidbarer Krankheiten zu senken.

Ärzte und Patientenvertreter befürchten allerdings, dass CVS versuchen wird, die medizinischen Kosten zu senken, indem die versicherten Patienten in eine kostengünstigere Versorgung statt in eine qualitativ hochwertige Versorgung in Krankenhäusern und Notaufnahmen gedrängt werden. Medizinische und Beratungsdienste in "MinuteClinics" und anderen walk-in clinics sind nicht vergleichbar mit Notaufnahmen und großen Krankenhäusern mit spezialisierten Ärzten. Patienten müssen sich wohl auf längere Wartezeiten gefasst machen. Darüber hinaus könnten die Angestellten der "MinuteClinics" dazu angehalten werden, Arzneimittel selektiv aus der Produktliste von CVS zu verwenden. Ein drittes Problem ist die zunehmende Monopolisierung des Gesundheitssektors, die langfristig die Versicherungspolicen nach oben schnellen lassen könnte.

Es bleibt abzuwarten, ob die positiven oder negativen Einflüsse des Abkommens für us-amerikanische Patienten überwiegen werden. Sicher ist, dass der CVS-Aetna-Deal nicht der letzte branchenübergreifende Deal im Gesundheitssektor sein wird.

VON Univ.-Prof. Dr. med. Matthias P. Schönermark, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter, SKC Beratungsgesellschaft mbH

Quellen:
Washington Post - What the CVS-Aetna deal means for the future of health care
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