Neues von der Umsetzung einer einheitlichen EU-HTA?
Wirkung der COVID-19-Krise auf die Einführung einer EU-HTA
„Ein wichtiges gesundheitspolitisches Thema scheint aufgrund der Corona-Pandemie entgegen der ursprünglichen Planung in den Hintergrund zu rücken: die EU-HTA, die europaweit standardisierte Nutzenbewertung innovativer Arzneimittel und Medizinprodukte.", so der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in einer Pressemitteilung zur Übernahme der deutschen EU-Ratspräsidentschaft am 01. Juli 2020. Eine ähnliche Einschätzung ist einer Pressemitteilung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zu entnehmen: „Durch die Coronakrise stehen Themen wie die Weiterentwicklung eines verbindlichen HTA Prozesses auf europäischer Ebene sicher nicht ganz oben auf der Agenda."
Dieser Umstand wird auch anhand der Leitthemen der im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft organisierten Konferenz zur zukünftigen Arzneimittelversorgung in der Europäischen Union (30. November und 1. Dezember 2020 in Berlin) verdeutlicht, welcher politische Entscheidungsträger sowie nationale und internationale Institutionen des Gesundheitswesens beiwohnen werden. Tatsächlich wird die Umsetzung der EU-HTA im Gegensatz zu anderen, durch die Corona-Pandemie beeinflussten Agenda-Punkten erstmal keine explizierte Rolle spielen.
Schließlich betonen beiden Institutionen BAH und BPI jedoch weiterhin ihr Interesse an einer Fortführung des Vorhabens sowie die große Bedeutung einer EU-HTA. Dem BAH zufolge hebe grade die COVID-19-Pandemie dies u.a. im Hinblick auf die Notwendigkeit eines schnelleren und effizienteren Informationsaustausches besonders hervor. Dennoch erscheint eine zügige Entwicklung des HTA-Dossiers im Moment unwahrscheinlich. Wie bereits in dieser Blog-Serie berichtet, bestehen vielfältige Kontroverse, deren Überwindung eine zeitintensive Aufgabe darstellt. Laut Tagesspiegel würde zudem die von einigen Mitgliedsstaaten gewünschte stufenweise Einführung der EU-HTA, beginnend mit der einheitlichen Nutzenbewertung neuartiger Krebsmedikamente, den vollständigen Prozess um weitere Jahre verzögern.
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