Geplante Kürzung der Free Pricing Periode erhöht die Bedeutung des strategischen Pricings
Freie Preisgestaltung im Koalitionsvertrag
Derzeit bestimmt der pharmazeutische Unternehmer (pU) den Launch-Preis des neu in den deutschen Markt eingeführten Medikaments selbst. Dieser gilt während des AMNOG-Prozesses für 1 Jahr und wird ab dem 13. Monat durch den mit dem GKV-SV verhandelten Erstattungsbetrag ersetzt.
Dieser Zeitraum freier Preisgestaltung soll nun auf 6 Monate reduziert werden. Dies führt zunächst offensichtlich zu einer Umsatzreduktion für den pU und einer Kosteneinsparung auf Seiten der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV), da der in der zweiten Jahreshälfte verhandelte Rabatt nun rückdatiert ab dem 7. Monat wirksam wird. Aus dieser Rückdatierung ergeben sich buchhalterische Konsequenzen: Der pU muss entsprechende Rückstellungen vermerken, um dem GKV-SV die gemäß neu verhandeltem Erstattungsbetrag überschüssig gezahlte Summe der Monate 7 - 12 zu erstatten. Der verhandelte Rabatt muss dementsprechend möglichst optimal antizipiert werden. Daraus könnten sich außerdem in Bezug auf das Geschäftsjahr Implikationen für die Wahl des Launch-Datums ergeben.
Nach dem Inverkehrbringen hängt der Umsatz des pU maßgeblich von der erreichten Marktdurchdringung ab. In den ersten Monaten nach Inverkehrbringen des Medikaments läuft der Market Uptake allerdings erst an, sodass in den ersten 6 Monaten häufig vergleichsweise wenig Umsatz auf Seiten des pU generiert werden kann. Die Bedeutung der Free Pricing Periode für den kurzfristigen Umsatz sinkt. Im Gegenzug wird die Bedeutung für das strategische Pricing umso wichtiger: Mit einer umfassenden Vorbereitung und Antizipation der Preisverhandlung kann ein geringer angesetzter Launch-Preis zu einem besseren Ergebnis in der Preisverhandlung führen – mit nun deutlich weniger Einbußen durch das „nicht erschöpfende Ausnutzen" der Free-Pricing Periode. So kann der Business Case langfristig gesichert bzw. deutlich verbessert werden.
Es bleibt offen, wie schnell die jeweiligen Ziele umgesetzt werden. Die SKC Beratungsgesellschaft verfolgt, analysiert und antizipiert die politischen Entscheidungen und ihre jeweiligen Umsetzungen im Details und bezieht diese direkt in die Beratungen der Klienten mit ein.
Quellen:
Koalitionsvertrag 2021-2025 - Mehr Fortschritt wagen
Der Spiegel - Koalitionsvertrag der Ampelparteien
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