Primäre sklerosierende Cholangitis (PSC)

Leberschäden und die Angst vor Krebs durch eine seltene Erkrankung der Gallengänge

Fr, 16.02.2024
Die primäre sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine seltene Lebererkrankung, die durch chronische Entzündungen der Gallengänge charakterisiert ist. Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel, aber in der Regel langsam progressiv und führt während eines Zeitraums von 13 – 21 Jahren zu Leberzirrhose, Leberversagen und häufig zur Notwendigkeit einer Lebertransplantation. 60 % bis 80 % der PSC-Patienten leiden zudem unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Außerdem besteht ein vielfach erhöhtes Risiko für die Entstehung von Krebs.

Mit einer Prävalenz von 1 - 10 Fällen je 100.000 Einwohner betrifft die PSC zu 60 % Männer. Die Ursachen und Mechanismen der PSC sind noch nicht vollends erforscht. Es wird davon ausgegangen, dass genetische und äußere Einflussfaktoren an der Krankheitsgenese beteiligt sind. Genetische Veränderungen, die potenziell auf eine erbliche Vorbelastung hindeuten können, sind vielfältig und bisher wurden bereits mehr als 20 Gene identifiziert, die die Krankheitsentstehung begünstigen.

PSC – Eine hepatobiliäre Erkrankung mit vielen ungeklärten Fragen

Wiederkehrende und anhaltende Entzündungen der Gallengänge inner- und außerhalb der Leber führen zu krankhaften Verengungen und Verhärtungen (Sklerosierung) der Strukturen und ziehen einen chronischen Gallenstau (Cholestase) nach sich. Stoffwechselprozesse werden durch den gestörten Gallenfluss beeinträchtigt und die resultierenden, fortschreitenden Schädigungen der Leberzellen (Hepatozyten) führen zu der Entstehung von Narbengewebe (Fibrose), die im Endstadium zu einer Leberzirrhose voranschreiten. Die Patienten sind bei initialer Diagnose zwischen 30 – 45 Jahren und haben durch die PSC ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko.

Die Symptome und der Verlauf der Erkrankung können patientenindividuell sehr unterschiedlich sein. Die Leber ist ein schmerzunempfindliches Organ und eine damit einhergehende Herausforderung der Erkrankung ist, dass ein Großteil der Patienten (50 %) lange Zeit asymptomatisch bleibt. Die primär wahrnehmbaren Symptome der Erkrankung wie Müdigkeit, Juckreiz und Schmerzen im rechten Oberbauch sind unspezifisch und die Diagnose der PSC insgesamt herausfordernd. Mit fortschreitender Erkrankung kommen weitere Symptome wie insbesondere Fieber, Nachtschweiß und Gelbsucht hinzu. Cholangiozelluläre Karzinome (CCA, betreffen das Gallengangsystem) sind die häufigste Tumorart, die in 30 Jahren 10-20 % der PSC-Patienten betreffen und 400-fach häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung. Grundsätzlich schreitet die Erkrankung langsam fort und führt im Median innerhalb von 14,4 Jahren nach der Diagnose zu der Notwendigkeit einer Lebertransplantation oder dem Tod. Die immanente Angst an Krebs zu erkranken, die häufigen Begleiterkrankungen und die progressiven Leberschädigungen, die langsam, aber sicher zu Leberzirrhose voranschreiten, reduzieren die Lebenserwartung und führen zu deutlichen Einschnitten in der Lebensqualität der Betroffenen. 

Noch immer eine Black Box – Mangel an zielgerichteten, effektiven Therapien

Die Therapie der PSC ist komplex und orientiert sich an der individuellen Ausprägung sowie dem Stadium der Erkrankung. Die Ursachen der Erkrankung sind noch nicht abschließend verstanden, wodurch die Entwicklung ursächlicher Therapien erschwert ist. Derzeit sind keine Arzneimittel zur Behandlung von PSC zugelassen. Es bestehen keine kurativen, zielgerichteten Therapien, die die Krankheitsprogression verlangsamen oder gar stoppen. Dazu kommt, dass die durchgeführten Behandlungen vorwiegend nur der Linderung der Symptome dienen.

Häufig variiert und fluktuiert die Symptomatik der PSC und ist geprägt durch akute Zustände der Cholestase, Schübe bakterieller Cholangitis oder aufflammende begleitende CED, auf welche Phasen folgen, in denen die Patienten weniger stark betroffen sind. Zur Behandlung akuter Krankheitszustände der begleitenden Erkrankungen und der Cholestase wurden unter anderem anticholestatischen Medikamente, Antibiotika und Immunsuppressiva eingesetzt, für die jedoch keine eindeutigen Wirksamkeitsnachweise bestehen. Die eingesetzten nicht-medikamentösen Therapieoptionen umfassen primär endoskopisch-interventionelle Dilatationen, aber auch die operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomien) und Lebertransplantationen, die in fortgeschrittenen Stadien zum Einsatz kommen können bzw. müssen.

Bei keiner der zurzeit verfügbaren Therapieoptionen ist es möglich, das Fortschreiten zu einer Leberfibrose, Leberzirrhose oder die Entstehung von Krebs zu verhindern und somit dem frühzeitigen Tod der vergleichsweise jungen Patienten entgegenzuwirken. Es besteht damit ein großer Bedarf an neuen, effektiven Therapieoptionen, die eine zielgerichtete Behandlung dieser seltenen Erkrankung und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Patienten ermöglichen.

Als Strategieberatung im Gesundheitswesen setzt sich die SKC Beratungsgesellschaft dafür ein, dass neue Medikamente für seltene Erkrankungen Zugang zum deutschen Markt bekommen und somit die Versorgung betroffener Patienten verbessert werden kann. Deshalb berichten wir in dieser Blogserie zum Rare Disease Day über ausgewählte seltene Erkrankungen, um das Bewusstsein und die Wahrnehmung für diese zu stärken.

Quellen:

Über den Autor

Ihr Ansprechpartner  Sven Büscher
Sven Büscher
M. Sc. BWL für Naturwissenschaftler
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